1.
"Bemerkenswert jedenfalls, dass zwei identische Gesetzesformulierungen "Wer pornographische Schriften (§ 11 Abs. 3), die sexuelle Handlungen von, an oder vor Kindern (§176 Abs. 1) zum Gegenstand haben" und "Wer pornographische Schriften (§ 11 Abs. 3), die sexuelle Handlungen von, an oder vor Personen von vierzehn bis achtzehn Jahren zum Gegenstand haben" nach dieser Darstellung völlig unterschiedliche Bedeutungen haben sollen. (...) Mir fehlt die Energie, das auch nur verstehen zu wollen, es bleibt wohl ohnehin abzuwarten, was StGB-Kommentatoren und Gerichte daraus machen werden. (7.7.08)"
In diesem Punkt besteht unsere größte Übereinstimmung: Die Pornographiefrage wurde schludrig behandelt, der schwarze Peter den Gerichten zugeschoben. So darf man Gesetze nicht verabschieden. Es wird in nächster Zeit fast nur um die Auslegung dessen gehen, was Pornographie in welchem Fall sei und was nicht.
Die Rechtsprechung fordert beim Kunstvorbehalt, der - auch in der Fotografie und beim Film - die weitaus größte Quelle der Auseinandersetzungen sein wird, eine auf jeden Einzelfall bezogene sorgfältige Ermittlung und Beurteilung. Die StGB-Kommentatoren und Gerichte können und sollen aber eigentlich nicht in solchem Umfang klären müssen, was der Gesetzgeber offengelassen hat.
2.
"Mich würden mal reale oder auch nur realistische Fallbeispiele interessieren, in denen Personen unter Geltung der bisherigen Fassung des Gesetzes zu Schaden gekommen sind, was bei Geltung der vorgeschlagenen Fassung hätte verhindert werden können. (21.11.07)"
"Dies macht aber nur Sinn, wenn dann die unbedenklichen Formen der Prostitution und der Sexarbeit insgesamt konsequent mit zivilrechtlichen Schutznormen zugunsten der dort Beschäftigten ausgestattet würden. (F 15.5.2008)"
Deine Blauäugigkeit gegenüber den sehr realen Gefahren und Mißständen, die mit der Herstellung expliziter Pornographie durch Jugendliche verbunden sind, ist eindrucksvoll. Eine sehr schönfärbende Haltung zu einem für Jugendliche in Wahrheit sehr negativen Bereich zeigt die im Fremdzitat/ der Übersetzung von dir zugelassene unselige Wortwahl "Sexarbeit". "Sexarbeit" ist in hohem Maß belastet als Lügenwort der emazipatorischen(ha!) Dirnen-Organisationen und anderer Gruppierungen.
Es ist Ding der Unmöglichkeit, wenn man so tut, als sei für Jugendliche (und nicht nur für sie) Prostitution und Herstellung/ Mitwirkung von/an expliziter Pornographie irgendein Job wie jeder andere. Hier wirken ja doch unselige, kriminogene, selbst- und fremdzerstörerische Kräfte, denen viele Jugendliche nicht gewachsen sind. Die Netzwerke zwischen Ausbeutung, Drogensucht, Strichjungentum und Zwangsbordell sind nicht immer da - aber oft.
Ich kenne aus alten Zeiten die niederländische, dänische und vor allem die Prager und andere Pornoszenarien aus nächster Nähe und ich versichere dir, daß jeder verantwortungsbewußte Mensch fordern sollte, explizite Pornoherstellung durch Jugendliche zu verbieten. Bei uns konnte man das, unter konsequenter Ausnutzung bestehender Gesetze, weitgehend bisher schon. Wenn aber nun das europäische Parlament diese Eiterbeule der H e r s t e l l u n g europaweit ausschneiden möchte, so ist das höchst lobenswert. Daß sie sich dann klandestin weiterentwickeln wird, steht auf einem anderen Blatt.
Aber es sollte hier gegen den Besitz nicht vorgegangen werden, die Patinierung beachtet sein und die Abgrenzung zu einer "weichen" Pornographie vom Gesetzgeber geleistet werden.
Dies vorausgesetzt, ist das Herstellungs- und Vertriebsverbot von Pornoprodukten mit Jugendlichen zu billigen.
3.
"Über den Pädophilenhass wird ein an sich schon bedenkliches Feindstrafrecht eingeführt, dass dann wegen zunehmender Unschärfe der Begrifflichkeiten und Vorverlagerungen der Strafbarkeit in immer abstraktete Vorbereitungs- oder Gefährdungshandlungen letztendlich die ganze Bevölkerung maßregelt. (15.1.2008)"
"Sicherlich ist es so, dass die extreme emotionale Ablehnung der Pädophilie, die zur Zeit in unserer Gesellschaft vorhanden ist, (21.11.07)"
"Dies wissend wird die Abneigung gegen Pädophile genauso wie die Angst vor Terrorismus von den machtbesessenen Befürwortern eines immer totalitärer werdenden Systems erfolgreich populistisch ausgenutzt. (21.11.07)"
"Und, natürlich, haben die Menschen Angst, über das Thema zu reden oder eine gegensätzliche Position zuzugeben, was nur die Einseitigkeit der Debatte (so weit, wie der Durchschnittsmensch das überblickt) bestätigt. (F 7.7.08)"
"die faschistische Gedankenkontrolle, die heute existiert, aufzuheben. (F 7.7.08)"
"Es ist vorauszusehen, wie die derzeitige Politik den Konflikt auflösen wird: Auf maximal restriktive, punitive und prüde Weise. (3.6.2008)"
"so ist die derzeitige Entschlossenheit "gegen Kinderschänder" so hoch, dass alleine die Behauptung, man würde Maßnahmen in diesem Sinne treffen, völlig ausreicht, um jeden Kritiker mundtot zu machen. Wer will schon in einer Ecke mit Pädophilen gesehen werden? (21.11.07)"
Mit diesen bemerkenswert vielen soziologischen und sozialpsychologischen Hypothesen tust du dem Anliegen nichts Gutes. Du setzest den Gesetzgeber in Verdacht, es gar nicht ernst zu meinen mit seinem Schutzgedanken, konstruierst höchst gewagte gesamtgesellschaftliche Thesen bis hin zu Verschwörtungstheorien. Das ist steckenweise Wolkenschieberei, und du könntest Spekulationen dieser Art besser Halbdunkelmedien wie "Gigi" überlassen.
Natürlich sind das Motive, die m i t spielen werden, ich selber verwende sie in der polemischen Tagesdiskussion. Aber ich würde mir doch wünschen, daß wir die Gesetzesmacher, die Gesetzgeber nicht so oft und so penetrant in Verdacht setzen.
4.
Zwei kleine Wortmeldungen am Rande (zur Erholung):
"Tatsächlich ist es aber wohl so, dass die Grenzen zwischen prepubertärem und postpubertärem Aussehen ohnehin eher fließend sind, bei Jungen mehr als bei Mädchen und dass das sexuelle Interesse von Personen, die sich selbst als pädophil bezeichnen, durchaus auch auf postpubertäre Jugendliche und junge Erwachsene ausgedehnt sein kann. (21.11.07)"
Das stimmt nun nicht. Es gibt sehr klare Kriterien zur Unterscheidung zwischen prä- und postpubertärem Aussehen. Dagegen ist - und das ist eine der Schlampereien im neuen Gesetz - der Unterschied zwischen vor- und nach 18 Jahren absolut und ganz und gar nicht feststellbar. Das ist dir ja auch klar gewesen, vielleicht liegt hier einfach nur ein Kopierfehler vor. -
Noch klarer sind die Interessensabgrenzungen etwa zwischen (Kinder-)Pädophilen und Ephebophilen; es gibt fast gar keine Übergänge. Das sind zwei verschiedene Empfindungs- und Lebenswelten.
"Dies sind alles Gründe, die mir spontan einfallen, warum Pädophile eben vielleicht doch ein besonderes Interesse und eine Diskussionsbereitschaft bezüglich eines Verbots von Jugendpornografie zeigen. (21.11.07)"
Eben dieses Interesse haben sie nicht. Sie sind, das liegt auf der Hand, froh über eine gewisse "Entlastung" - das neue Gesetz ist ein wahres Gottesgeschenk für die Pädophilen. Das Grundthema Jugendpornographie als solches kümmert sie in ihren Foren eher wenig.
5.
"Unabhängig davon, welche Motivation dich zum bloggen gebracht hat, wenn Dieter Gieseking weiterhin die meisten Kommentare zum Blog absondert, solltest du dich nicht wundern, wenn dein Blog oder gar deine Person als Unterstützer der Pädeophilen-Szene angesehen werden." (Z 21.11.07)
"Ach so, sorry. Guten Abend ! Da hab ich was falsch gelesen. Dann müssen es natürlich noch viele mehr BesucherInnen werden, logisch. Dieses Weblog gibts ja noch nicht all zu lange. Etwas mehr "Werbung" kann nicht schaden. Dazu können übrigens auch die bekannten Foren beitragen. Also, immer fleißig Links nach hier setzen usw... ! Das ist sehr wichtig - und gerade die Betroffenen sollten sich nicht dagegen sträuben etc. Gruß Dieter-K13 (Z 17.1.2008)"
"mignon (anonym) - 13. Sep, 12:48. Gigi-Artikel besser lesbar. Eine besser lesbare Version des Gigi-Artikels findet sich hier: https://www.jungsforum.net/politik/messages/145913.htm (Z 13.11.2007)"
"Und ich denke, in einer sachlichen Diskussion haben ad hominem Argumente eigentlich nichts verloren, die Qualität eines Argumentes ist nicht abhängig von der Person, die es vorbringt. (21.11.07)"
"Bei so einem sensiblen Thema - eben dem Schutzalter für Kinder - hätte ich mir aber auch Anmerkungen zu dem Phädophilen-Aspekt des Themas "Schutzalter" gewünscht... und auch erwartet... eine Darstellung dieser Problematik... und eine klare Distanzierung dazu... Kommentare von Phädophilen dazu würde ich ebenfalls auf keinen Fall unkommentiert stehen lassen... (Z 21.11.07)"
Mignon und Dieter Gieseking - da sperrst du Hund und Katze zusammen, aber warum nicht? Sollte man den Pädophilen nicht eine Plattform geben außerhalb ihrer kleinen Laufställchen, hier besonders das "Jungsforum"? Man soll es n i c h t tun.
Nicht etwa wegen ihrer Person, auch nicht wegen ihrer unglücklichen Neigung, sondern wegen ihrer starren Ideologie.
Dieter Gieseking ist als Mensch nicht unsympathisch. Er geht offen und mutig vor und unterscheidet sich darin naturgemäß von den meisten anderen Kinderpädophilen.
Zu letzterer in sich absurder Formulierung komme ich, weil im internationalen und deutschen Sprachgebrauch ja Pädophilie und Päderastie schier untrennbar überkreuzt und verzahnt gebraucht werden. Da mag Wiki - übrigens mit ganz ausgezeichneten Definitionen - sich noch so sehr abmühen: Es läßt sich nicht mehr zurückdefinieren. (Kinder-)Pädophile (vor Eintritt der Pubertät) und Ephebophilie (nach Eintritt der Pubertät) - mit dieser Unterscheidung kommen wir im Jungenbereich noch am besten hin.
Für die Liebhaber postpubertärer Mächen gibt es gleich gar keinen vernünftigen Ausdruck, was daran liegt, daß die Lust auf p o s t pubertäre Mägdelein in allen Kulturen unserer Erde absolut selbstverständlich ist. Sogar in Utah und Colorado.
Nach diesem Exkurs zurück zu Dieter Gieseking und zu Mignon. Was ich nun sage, ist gestützt auf monate- mit Unterbrechungen sogar jahrelange eigene Diskussionen im erwähnten "Jungsforum".
Ich bin dort immer wieder an einem Punkt gescheitert: Pädophile halten fast ausnahmslos an der irrwitzigen Konstruktion von der "einvernehmlichen Beziehung" fest, sie leugnen das erdrückende Machtverhältnis zwischen Erwachsenem und Kind und zeigen absolut keine Lust, den S c h a d e n, den sie seelisch an den Kindern anzurichten ständig in Gefahr sind, auch nur zur Kenntnis zu nehmen.
Ich setze das hierher, weil ich den Rat geben muß: J e d e Diskussion und Fortentwicklung im Bereich des Sexualstrafrechts im weitesten Sinn sollte unter Ausgrenzung der orthodoxen Pädophilen stattfinden. Warum? Sie sind in einem wahren Teufelskreis befangen, der sich solang nicht aufbrechen läßt, als sie ihre potentielle Gefährlichkeit nicht anerkennen wollen. Dieter Gieseking und das Jungsforum mit Mignon sind beide, trotz aller Unterschiede, gemeinsam in einen Bannkreis von Leugnung, Beschönigung und Selbsttäuschung eingesperrt.
Ihr Beitrag zur sexuellen Emanzpation ist vergiftet durch eine unsägliche Selbst-Indoktrination, gegen die der schwärzeste Stalinismus ein Reich der geistigen Freiheit wäre. Wenn einer ihre völlig blödsinnige Technik des Herbetens falsch ausgelegter "wissenschaftlicher" Außenseiterarbeiten, ihr verantwortungslos-ironisches Nichtzurkenntnisnehmen neuester Schadensberichte kennt, dann bin ich das, leidgeprüft in vielen Wochen des Diskutierens dort.
F = Fremdzitat im Blog Z = Leserzuschrift an den Blog
Dienstag, 7. Oktober 2008
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12 Kommentare:
Danke für die Kritik!
"Deine Blauäugigkeit gegenüber den sehr realen Gefahren und Mißständen, die mit der Herstellung expliziter Pornographie durch Jugendliche verbunden sind, ist eindrucksvoll."
Wenn das so blauäugig ist, müsste sich meine Bitte nach Fallbeispielen doch leicht erfüllen lassen? Damals, als das Gesetz noch nicht beschlossene Sache war, ging es mir um die Frage, welche tatsächlichen Probleme denn mit dem vorgeschlagenen Gesetz gelöst werden sollen. Ich wollte nicht behaupten, dass es keine gäbe. Wenn wir ein neue Strafbarkeit fordern, muss doch irgendwo Unrecht geschehen, das wir damit bekämpfen wollen. Erst wenn wir dieses konkretisiert haben, können wir prüfen, ob die geplanten Änderungen in dem Umfang notwendig sind, um das Unrecht zu beseitigen. So sollte es jedenfalls sein.
""Sexarbeit" ist in hohem Maß belastet als Lügenwort der emazipatorischen(ha!) Dirnen-Organisationen und anderer Gruppierungen."
Eigentlich möchte ich nur für meine eigenen Worte in Anspruch genommen werden. Dennoch, mir ist eine über die unmittelbar erkennbare Bedeutung hinausgehende Belegung des Wortes Sexarbeit nicht bewusst und ich verwende es auch mitunter. Im Rahmen meiner Beschäftigung mit dieser Gesetzesreform habe ich mich auch in dem Forum sexworker.at angemeldet und dort nach Meinungen gefragt. In diesem Forum haben sich viele professionelle Prostituierte für das Wort „Sexarbeiter/Sexarbeiterin“ ausgesprochen., zum Beispiel in diesem Thread. Zunächst mal bin ich gewollt, die Wahl der Betroffenen zu respektieren und kann auch nicht sehen, wo in dieser Bezeichnung eine Lüge stecken soll. Sie ist doch sehr auf den Punkt und weniger vorbelastet als viele andere Bezeichnungen. Die Bezeichnung „Prostituierte“ wäre in dem obigen Zusammenhang zudem irreführend, da man darunter nicht unbedingt auch Porno-Darsteller verstehen würde.
"Es ist Ding der Unmöglichkeit, wenn man so tut, als sei für Jugendliche (und nicht nur für sie) Prostitution und Herstellung/ Mitwirkung von/an expliziter Pornographie irgendein Job wie jeder andere."
Kein Job ist wie jeder andere. Dennoch stimme ich schon zu, dass „Sexarbeit“ (was soll ich denn deiner Meinung nach sonst sagen?) ganz besondere Belastungen und Risiken hat und das das sicher nicht eine Laufbahn ist, die ich einem Jugendlichen nahelegen würde. Die angedeuteten Probleme erwachsen allerdings meiner Meinung nach zu nicht geringem Teil auch aus bestehenden Kriminalisierungen und werden schon gar nicht durch weitere gelöst.
"Ich kenne aus alten Zeiten die niederländische, dänische und vor allem die Prager und andere Pornoszenarien aus nächster Nähe und ich versichere dir, daß jeder verantwortungsbewußte Mensch fordern sollte, explizite Pornoherstellung durch Jugendliche zu verbieten."
Ich finde nicht, das Szenarien „aus alten Zeiten“ und aus anderen Ländern für die Frage, ob es heute in Deutschland einer Ausweitung des Sexualstrafrechts bedarf, tauglich sind. Diese legalen kommerziellen Hardcore-Porno-Produktionen mit minderjährigen Schauspielern gibt es, so weit ich weiß, in Deutschland doch sowieso nicht und in den anderen Ländern auch nicht mehr. Oder etwa doch?
In den Sexfilmen der BRD haben Jugendliche, zum Teil sogar Kinder unter 14, mitgespielt. Die Laufbahnen dieser heute erwachsenen Personen kann man verfolgen. Die, bei denen ich das versucht und bei denen mir das gelungen ist, endeten allesamt nicht in einem verkorksten Leben - viele sind zu mehr oder weniger bekannten Schauspielern oder sonstwie erfolgreichen Menschen geworden, einige haben sich in Interviews auch deutlich hinter ihre früheren Aktivitäten gestellt. Ein einziger kurzer persönlicher Kontakt hat das auch bestätigt. Es handelte sich auch weniger um unbehütete, verwahrloste Jugendliche aus sozialschwachen Verhältnissen, vielmehr konnte ich bei mehreren Fällen feststellen, dass die Eltern die Produktion begleitet oder sogar eine aktive Rolle gespielt haben.
"Wenn aber nun das europäische Parlament diese Eiterbeule der H e r s t e l l u n g europaweit ausschneiden möchte, so ist das höchst lobenswert."
Das Motiv, Jugendliche vor Ausbeutung schützen zu wollen, ist sicherlich lobenswert.Nur hat die EU im Bereich des Strafrechts keine Kompetenz und sollte sie meiner Meinung nach auch in absehbarer Zeit nicht bekommen. Die Entscheidungen der EU sind stümperhaft und in höchstem Maße undemokratisch. Sie sind zufällig, willkürlich, für den Bürger nicht zu verstehen und nicht zu beeinflussen. Auch ist die EU immerhin noch dem Subsidiaritätsprinzips verpflichtet und das ist ein gutes Prinzip. Dieser Rahmenbeschluss läuft dem völlig zuwider. In den Ländern Europas gibt es nicht nur höchst unterschiedliche Moralvorstellungen, sondern eben auch höchst unterschiedliche Rechtssysteme, die zentralisiert mit zusätzlichen Problemen durch Sprachbarrieren über einen Kamm "verbessern" zu wollen, führt zu Schrott.
Wie auch immer - die weitergehenden Verbote des Gesetzes (privates Sexualverhalten Jugendlicher, fiktive Personen, Scheinjugendliche, Prosa) sind mit Überlegungen zum Darstellerschutz ohnehin nicht zu begründen. Die Darstellungen legaler Sexualität mit Überlegungen zum Jugendschutz ebenfalls nicht.
Als ich zum ersten Mal von dem Gesetzentwurf hörte, bezog sich mein erster Schreck nicht auf kommerzielle Produkte, davon hatte ich damals noch gar nichts gewusst, sondern auf Jugendliche, die zur Ausübung ihrer Sexualität eben auch Medien einsetzen und dabei wie in den USA kriminalisiert werden (Beispiel gerade von heute: Girl, 15, Faces Child Porn Charges for Nude Cell Phone Pictures of Herself
Vielleicht solltest du nicht nur in kommerziellen Kategorien denken.
"Mit diesen bemerkenswert vielen soziologischen und sozialpsychologischen Hypothesen tust du dem Anliegen nichts Gutes."
Nunja, „faschistische Gedankenkontrolle“ wäre eher nicht meine Wortwahl, die anderen Formulierungen sind von mir und ich finde sie immer noch richtig. "Das Anliegen", was immer das sein soll, hin oder her - ich fühle mich in erster Linie der Aufrichtigkeit verpflichtet, ich wünsche mit eine rationale Politik, die sich an Realitäten orientiert, und schreibe daher das, was ich für wahr halte.
"Noch klarer sind die Interessensabgrenzungen etwa zwischen (Kinder-)Pädophilen und Ephebophilen; es gibt fast gar keine Übergänge. Das sind zwei verschiedene Empfindungs- und Lebenswelten."
Richtig. Leider gehen diese Begrifflichkeiten immer lustig durcheinander. Ich weiß allerdings nicht, ob es für die Diskussion des Gesetzes überhaupt sinnvoll ist, sich mit der Klärung dieser Begrifflichkeiten zu verzetteln. Die Rechte etwaiger Geschädigter müssen ja nun unabhängig von psychologischen oder physiologischen Klassifizierungen etwaiger Schädiger geschützt werden
"das neue Gesetz ist ein wahres Gottesgeschenk für die Pädophilen. Das Grundthema Jugendpornographie als solches kümmert sie in ihren Foren eher wenig."
Na, ich weiß nicht. Näher kenne ich nur das Girlloverforum (derzeit gerade offline) und viele der Mitglieder dort halten sich für pädophil, obwohl sie es nach engerer Definition zum größten Teil gar nicht sind. Und dieses Forum ist mir gerade dadurch aufgefallen, dass auf meinen Blog verlinkt und der Gesetzentwurf dort wie nirgends sonst inhaltlich, sachlich und eben ganz überwiegend ablehnend besprochen wurde. Bejubelt hat ihn dort jedenfalls niemand. Ja, klar, das "Jungenforum" kenne ich auch, auch dort wurde das Gesetz besprochen, allerdings lese ich dort kaum mit (weil mir die Forensoftware zu anstrengend ist) und kann die Haltung da nicht so beurteilen. Aber auch Dieter Gieseking, der sich ja u.a. bei mir geäußert hat, lehnt das Gesetz doch ab?
Aber, wie auch immer, ob der echte oder gefühlte Durchschnittspädophile das nun toll oder schrecklich oder beides findet, das ist erstens Spekulation und zweitens völlig unrelevant.
Das ursprüngliche Argument (warum Pädophile das toll finden sollten), das ist allerdings schon richtig: Die der Bekämpfung der Kinderpornografie wird geschwächt, wenn die gleichen Resourcen zukünftig im Kampf gegen Jugendpornografie gebunden werden.
"Mignon und Dieter Gieseking - da sperrst du Hund und Katze zusammen, aber warum nicht?"
Ich bin kein Internetsoziologe und kein Kenner der Pädophilen-Szene. Ich weiß nicht, wie „Mignon“ und Dieter Gieseking zueinander stehen und es ist mir auch relativ egal. Wenn sie bei mir etwas schreiben, was zum Thema ist und sich an Umgangsformen halten, sind sie mir genauso willkommen, wie jeder andere auch.
Es erstaunt mich ein wenig, dass jemand, der mit Büchern zu tun hat und mahnend Bilder von Bücherverbrennungen in seinem neuen Blog zeigt, so leichtfertig nach Zensur ruft. Mit Auschwitzlüge, Hohlraumtheorien oder, wie du geschrieben hast, „völlig blödsinniger Technik des Herbetens falsch ausgelegter "wissenschaftlicher" Außenseiterarbeiten“ und „verantwortungslos-ironisches Nichtzurkenntnisnehmen neuester Schadensberichte“, müsste man doch intellektuell leicht fertig werden können.
Nochmal Danke für deine Kritik und viel Erfolg mit deiner Arbeit an dem Thema Jugendpornografie!
Gruß
Donald
Erstens:
Wenn ich Bedenken habe, "dem Anliegen nichts gutes" zu tun, würde ich ein anderes Bild zur Illustration meines Blogs verwenden.
Zweitens:
Es ist im Zusammenhang mit diesem Gesetzentwurf völlig überflüssig, über das Für und Wider jugendlicher Pornodarsteller zu sprechen. Jugendliche als Darsteller in Pornos einzusetzen, ist hierzulande längst verboten - ich will mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, zu sagen "schon immer", aber jedenfalls schon sehr lange.
Drittens:
Die Bedenken gegen diese Gesetzesänderung kommen eben aus verschiedenen Richtungen (die "Richtung" von Herrn Gieseking lasse ich mal außen vor, da muß ich Ihnen zustimmen.)
Sie haben den Standpunkt des Antiquars, wobei besonders der Aspekt der "Patinierung" für sie scheinbar wichtig ist.
Frau Kaiser hat einen, ich sage mal, sexualaufklärerischen Standpunkt, der Jugendlichen in diesem Bereich erheblich mehr Mündigkeit zugesteht als andere.
Zu guter Letzt kommt die "Freedom of Speech"-Fraktion daher, der ich mich selber zurechnen würde. Der sind besonders die Gesetzesaspekte ein Dorn im Auge, die auf die Kriminalisierung des rein Fiktiven abzielen, also die "Scheinjugendpornographie", die Einbeziehung von Texten, Zeichnungen, etc.
Leider, und da machen auch Sie keine Ausnahme, Herr Mulzer, besteht scheinbar nur wenig Bereitschaft, die Bedenken der anderen "Richtungen" zu akzeptieren und ernstzunehmen.
In jedem Blog gibt es Licht und Schatten, dies liegt in der Natur der Sache. Wenn ich eine möglichst große Pluralität der Meinungen zulasse, dann habe ich da auch viele Meinungen, die mit meiner eigenen in keinster Weise übereinstimmen.
Sie schrieben:
"Es ist Ding der Unmöglichkeit, wenn man so tut, als sei für Jugendliche (und nicht nur für sie) Prostitution und Herstellung/ Mitwirkung von/an expliziter Pornographie irgendein Job wie jeder andere."
Hier geht es nicht um einen "Job", sie setzen aber wieder mal Prostitution und Pornographie gleich, obwohl dies völlig verschiedene Dinge sind.
In vielen Ländern gab es hier unterschiedliche Altersgrenzen, sowie zwei verschiedene § im Strafrecht.
Prostitution war z.B. in DK immer schon erst ab 18 erlaubt, Mitwirkung in Pornographie aber ab 15. Nicht ohne Grund, denn es ist etwas völlig anderes, ob eine - vom Staat größtenteils - unkontrollierte Prostitution stattfindet, die mit viel größeren Gefahren verbunden ist, oder ob z.B. zwei Jugendliche sich beim Sex filmen (lassen) und diese Filme kommerziell vertrieben werden.
Selbst wenn die jugendlichen DarstellerInnen sich nicht kennen, hier also keine emotionale Bindung vorliegt, dann gibt es Test auf HIV oder andere Geschlechtskrankheiten, sowie eine Überwachung der Filme von der dänischen Filmzensurbehörde. Die Gefahr eines Mißbrauchs oder sexuellen Übergriffs ist hier praktisch gleich Null, niemand kann dies ernsthaft mit Prostitution, gar Straßenprostitution auf eine Stufe stellen.
"Die Netzwerke zwischen Ausbeutung, Drogensucht, Strichjungentum und Zwangsbordell sind nicht immer da - aber oft.
Ich kenne aus alten Zeiten die niederländische, dänische und vor allem die Prager und andere Pornoszenarien aus nächster Nähe"
Wenn Sie dies aus nächster Nähe kennen, dann haben Sie dies hoffentlich bei der Polizei zur Anzeige gebracht. Die Frage ist doch, von welchen alten Zeiten reden Sie hier ? Reden Sie von den Niederlanden vor 1985 ? Diese "Ära" lehne ich auch ab, keine Frage. Reden Sie von der Zeit nach 1985 ?
Oder DK nach 1980 und SWE nach 1982 ? Sicher nicht. Trotzdem schreiben Sie :
"Hier wirken ja doch unselige, kriminogene, selbst- und fremdzerstörerische Kräfte, denen viele Jugendliche nicht gewachsen sind."
Dann wissen Sie da scheinbar mehr als die Polizei und Justiz in den NL, DK und SWE zusammen. Es gibt und gab sicher Drogenprostitution Jugendlicher in diesen Ländern, mit JP hat dies aber überhaupt nichts zu tun. Ich könnte jetzt moralisch argumentieren, sags aber mal knallhart neoliberal-kapitalistisch.
Auf dem Drogenstrich konnte man viel mehr Geld verdienen als am Filmset, die Gagen in den Ländern waren viel, viel niedriger als in den USA. Außerdem wollte niemand ausgemergelte Gestalten in JPs sehen.
Das ursprüngliche Argument (warum Pädophile das toll finden sollten), das ist allerdings schon richtig: Die der Bekämpfung der Kinderpornografie wird geschwächt, wenn die gleichen Resourcen zukünftig im Kampf gegen Jugendpornografie gebunden werden.
Nicht nur das. Zudem ist "Jugendpornographie" eben _nicht_ die "Darstellung einer verbotenen Handlung", sondern es ist die Darstellung von etwas gesellschaftlich schon fast eingeforderten; und zudem oft genug nicht von Erwachsenenpornographie (daher ja die Diskussionen um die "Scheinjugendlichen") unterscheidbar. Insofern wird ein Straftatbestand, für den so manch einer die Todesstrafe wieder einführen will mit einem vermengt, der vermutlich eine Verstoßhäufigkeit irgendwo zwischen Steuerhinterziehung und Geschwindigkeitsübertretung haben dürfte.
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